Rose #36/2022


Eine Geburt ist wahrscheinlich  das anstrengendste, emotionalste, natürlichste und schönste Erlebnis  im Leben einer Frau.
Genau diese Einstellung  teilte ich  auch und war voller Vorfreude auf dieses natürliche Erlebnis.
Umso grotesker hörten sich die Worte am Tag nach der Geburt an. " Mutter und Kind sind wohlauf, na dann ist ja alles schön."
Medizinisch mag das vielleicht stimmen, aber emotional  war ich ein Wrack. Nicht in der Lage ohne Tränen über das erlebte zu sprechen. Ohne schluchzend  meinen Sohn anzusehen  und zu  denken, dass er der einzige ist, der mich das ertragen lassen hat  und  ohne ihn ich wahrscheinlich daran kaputt gehen würde.
Dabei fing alles so perfekt an. Der Blasensprung am Abend, ganz entspannt haben wir noch gegessen und uns eine schöne gemütliche Nacht gemacht. Auch die Wehen  am frühen Morgen waren ok und ließen  meine Vorfreude nur noch größer werden. Selbst die 18 Stunden  die darauf folgten waren zu ertragen.  Mein Körper war zwar erschöpft,  aber ich fühlte mich gut aufgehoben  und vertraute denjenigen um mich herum und dem was passierte.
Dann am späten  Abend kam die Entscheidung für die Sektio.  Mir wurde immer wieder gesagt wie toll ich es gemacht habe und das ich alles gegeben hätte und mir keine Vorwürfe machen müsse.
Doch W.t.f   das war mir in dem Moment egal ich wollte nur das es meinem Sohn gut  geht. Ich hätte alles gemacht, nur um ihn wohlauf zu wissen.
Doch dann begann der Alptraum, mein persönlicher Albtraum.  Angebunden auf einem Tisch zu sein, Schmerzen zu haben die einem das Bewusstsein rauben  und Menschen um einen rum zu haben die einen nicht hören, nicht  ernst nehmen und   mein Flehen und wimmern nicht  erhöhen hat mich zutiefst erschüttert.
Ich habe es ertragen. Ich habe es überstanden.  Ich war Medizinisch gesehen wohl auf.
Doch seelisch und emotional war ich alles, nur nicht das.
Meine Erscheinung eine Fassade, eine Maske, die nicht in der Lage war darüber zu sprechen, daran zu denken ohne das sie in sich zusammen gefallen ist.
Der einzige der mich das ertragen ließ war meine kleine "Schnappschildkröte", mein Sohn, der am nächsten Morgen noch immer  auf meiner Brust lag und mich dennoch zutiefst dankbar gemacht hat.
Der mich eine Liebe spüren lässt, von dessen Existenz ich  nicht einmal gewusst habe. Die stärker ist als jeder Schmerz und jede Erinnerung.  

 
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