Rose #31/2022


Vorweg etwas, was für die folgende Erläuterung wichtig ist.
Bei den Untersuchungen in der Schwangerschaft wurde mein Kind immer etwas kleiner und leichter geschätzt als der Durchschnitt . Wohingegen es mich schon sehr verwunderte, als sie am erfundenen Termin genaue Durchschnittswerte gehabt haben soll. Erfundener Termin 20.07.2022


Freitag 29.07.2022 Et + 9: Ich hatte einen Termin bei meiner Gynäkologin, wie auch zwei Tage zuvor. Ctg schreiben, Sonographie, es sei wohl alles in Ordnung. Meinem Kind ginge es gut, meine Plazenta sähe gut aus und ich hätte genügend Fruchtwasser. Ab Et + 10 überwies sie mich ins örtliche Klinikum für die folgenden Untersuchungen. 

Samstag 30.07.2022 Et + 10: Um 11 Uhr hatte ich den Termin im Kreißsaal und wurde erneut ans Ctg angeschlossen und sonographisch untersucht. Diese Gynäkologin meinte dann, dass ich zu wenig Fruchtwasser hätte, es meinem Baby aber gut ginge. Sie würde mir die sofortige Einleitung empfehlen, da diese ja auch mal ein paar Tage dauern kann. Ich ging daraufhin mit ihr diverse Alternativen durch, und laut der

Ärztin dürfe ich natürlich nach Hause gehen, müsse aber dafür unterschreiben und im schlimmsten. Fall mit dem Tod meines Kindes rechnen.
Ich bat um Bedenkzeit und verabredete mich mit ihr um 14 Uhr.
Ich eilte nach draußen an die frische Luft und rief meinen Mann unter Tränen an.
Eine Einleitung war eines der vielen Dinge, welche ich nicht wollte.
Mein Mann kam ans Klinikum und nahm mich zuerst lange in den Arm. Ich erzählte ihm was passiert war und nicht wusste, was ich machen soll. Er betonte immer wieder, dass es meine Entscheidung war. Er äußerte allerdings auch den Gedanken, wenn wirklich etwas ist, wäre ich vor Ort.
Währenddessen versuchte ich verzweifelt meine Hebamme zu erreichen, um ihren Rat einzuholen. Leider nahm sie nicht ab. Und so entschied ich mich, mit keinem guten Gefühl im Bauch, für die Einleitung. Mein Mann fuhr erst einmal nach Hause, er durfte nicht mit dabei sein. Ich bekam daraufhin einen Zugang gelegt und durfte dann in ein Wehenzimmer in den Kreißsaal. Es wurde ein Ctg geschrieben, um den Herzschlag zu orten, wie mir erzählt wurde. Gegen 16:30 Uhr kam die Gynäkologin mit dem Aufklärungsbogen und dem Prostaglandingel, welches sie mir dann legte. Danach musste eine Stunde lang ein Ctg geschrieben werden, um eventuell erkennen zu können wie das Kind auf das Medikament reagiert. Danach durfte ich auf der Wöchnerinnenstation mein 2-Bettzimmer beziehen. Ich war vorerst allein.

Gegen 20:15 Uhr musste ich in den Kreißsaal zum Kontroll-Ctg und habe ab da leichte
unregelmäßige Wehen. Sie waren zwar nicht arg schmerzhaft aber angenehmer, wenn ich sie veratmete.​


Sonntag 31.07.2022 Et + 11: Gegen 0:15 Uhr bekam ich eine Zimmernachbarin, weshalb ich wach wurde und setzte mich im Bett auf. Da bemerkte ich, dass meine Fruchtblase gesprungen war und meldete dies dem Pflegepersonal. Um 0:45 Uhr sollte ich in den Kreißsaal zum Ctg schreiben. Da bot mir die Hebamme an Buscopan zu nehmen, was ich ablehnte. Wieso sollte ich auch, ich dachte es ginge endlich los, da ich nun auch regelmäßig Wehen hatte, welche ich veratmen musste. Ich lief im Kreißsaal im Bad auf und ab und dachte mir noch „so fühlen sich also Wehen an“. Meinen Mann hielt ich auf dem Laufenden.
Von 4:30 bis 5:00 Uhr wurde erneut ein Ctg geschrieben. Ich hab

e zwar alle fünf Minuten Wehen aber konnte trotzdem ein wenig dösen.
Um kurz vor 7:00 Uhr bot mir die Hebamme erneut Buscopan an mit dem Vermerk, dass ich noch keine richtigen Wehen hätte, sondern das, was ich spürte, sogenannte Gelwehen wären und sie ja nachts schon versucht habe mir das zu sagen. Also nahm ich das Medikament und lag dann von 7:00 bis 8:45 Uhr wieder am Ctg und konnte ein wenig schlafen, weil ich kurz nach der Einnahme keine Wehen mehr spürte.
Ich wurde dann auf Station geschickt, ich sollte frühstücken, duschen und schlafen.
Das Problem dabei war leider, sobald ich lag hatte ich kurioser Weise alle halbe Stunde etwas, was sich nach einer Wehe anfühlte. Ich wurde davon wach und konnte nicht mehr liegen, ich musste mich hinsetzen oder aufstehen.
Am Nachmittag kam mein Mann zu Besuch. Die aktuelle Regelung des Klinikums lautete, pro Patient ein Besucher für eine Stunde pro Tag. Dass das viel zu wenig war, brauche ich nicht erwähnen. Ich telefonierte und schrieb viel mit meinem Mann, wenn er nicht bei mir war. Und dennoch fühlte ich mich allein und vergessen. Ich weinte viel. Ich wollte, dass es endlich los ging. Ich wollte meine Maus endlich im Arm halten.
Ich hatte das Gefühl, dass die Gynäkologen mich nicht mehr beachteten, nachdem sie mich zur Einleitung überredet hatten. Mein Mann fuhr also nach dieser einen Stunde wieder nach Hause und ich sollte gegen 18:00 Uhr
wieder mal ans Ctg und bekam auch eine Antibiose, da mein Blasensprung bereits 18 Stunden her war.
Um ca 22:00 Uhr durfte ich erneut in den Kreißsaal zum Ctg schreiben und sie meinten, dass man mir nun auch das zweite Mal das Gel geben könnte. Ich lehnte ab, in der Hoffnung, dass ich die kommende Nacht schlafen könnte. Ich bekam noch eine Buscopan. Ich hatte zwar leichte Wehen, konnte aber einigermaßen schlafen.

Montag 01.08.2022 Et +12: Ab 2:00 Uhr hatte ich halbstündlich stärkere  Wehen im liegen und musste mich jedes mal hinsetzen oder aufstehen. Dazwischen konnte ich nur etwas dösen. Wieder eine Nacht, in der ich kaum Schlaf bekommen hatte. 6:45 Uhr erneut Ctg schreiben und anschließend sollte ich das Gel ein zweites Mal bekommen. (Ich fragte noch, ob denn nochmal ein Sono gemacht wird, da ich ja zu wenig Fruchtwasser gehabt haben soll und einen Blasensprung hatte. Als Antwort bekam ich, dass das Ctg zur Überwachung ausreiche.) Allerdings schickte mich die Hebamme nochmal auf Station, ich solle frühstücken und später wieder kommen.
Um 8:30 Uhr war ich, wie vereinbart, vor dem Kreißsaal und klingelte. Schon an der
Gegensprechanlage wimmelte man mich ab. Der Kreißsaal sei gerade zu voll und man habe keinen Platz für mich. Ich brach in Tränen aus. Wieder wurde ich vertröstet, aufgeschoben, abgeschoben, vergessen. Nicht für wichtig erachtet.
Ich ging zurück auf Station und rief meinen Mann an. Ich weinte ins Telefon.
Ich wartete und hatte immer wieder dieses Ziehen. Um 13:15 Uhr kam eine Krankenpflegerin ins Zimmer und meinte ich dürfe zum Einleiten. Zuerst
tröstete sie mich und nahm sich meiner an.
Zuerst wurde wieder ein Ctg geschrieben und um 14:00 Uhr bekam ich das Gel, worauf hin ich erneut eine Stunde am Ctg lag und regelmäßige Wehen hatte.
Kurz darauf kam mein Mann zu Besuch und wir gingen spazieren, um die Wehen weiter anzuregen. Ab da war mein Mann durchgehend  bei mir.
Gegen 17 Uhr musste ich zum Kontroll-Ctg. Die Hebamme meinte, die Wehen seien noch zu schwach, wir sollen mal weiter spazieren gehen. Das taten wir. Ich musste alle paar Meter stehen bleiben und eine Wehe veratmen .Um 19:00 Uhr gingen wir wieder zum Kreißsaal. Ich sagte in die Sprechanlage, dass ich alle fünf
Minuten Wehen hatte. Es käme gleich jemand. Und so lief ich zwei Stunden vor dem Kreißsaal auf und ab und veratmete meine Wehen. Gegen 21:00 Uhr kam die Hebamme der Nachtschicht raus, stellte sich vor und wollte mich untersuchen. Mein Muttermund war 3cm offen. Sie ließ mir das Badewasser ein und ich durfte
mich in die Wanne legen. Das war unglaublich toll. Das warme Wasser habe ich sehr genossen und da meine Wehen kontinuierlich stärker wurden, stellte ich mich im inneren schon auf eine Wassergeburt ein. 

Dienstag 02.08.2022 Et+13: Gegen 2 Uhr meinte die Hebamme, dass sie mich gerne untersuchen würde, ich dafür aber aus der Wanne steigen müsse, weil sie mich in dieser nicht untersuchen könne. Die Untersuchung deshalb, weil ich meine Wehen immer lauter vertönen musste und sie schauen wollte, wie weit mein Muttermund geöffnet war. Ich stieg also etwas widerwillig aus der Gebärwanne und fror erst einmal. Ich legte mich auf die Liege und es ergab sich, dass mein Muttermund bei gerade mal 4 cm war. Die Hebamme befürchtete, dass ich für die Austreibungsphase keine Kraft  mehr haben würde und es anscheinen zu langsam voran ging. Also empfahl sie mir einen Schmerztropf, welcher mir die Spitzen der Wehen etwas nehmen sollte, damit ich ein wenig schlafen konnte. Gegen 5 Uhr wollte sie mich nochmal untersuchen. 5 cm. Nun empfahl sie mir eine PDA und einen Oxytropf, damit wollte sie bezwecken, dass es etwas schneller voran geht. Außerdem fiel auf, dass mein Blasensprung nun schon über 48 Stunden her war (welch Überraschung, Montag morgen hatte ich es noch angesprochen).Ich lehnte zuerst ab, da ich vermehrt gehört und gelesen hatte, dass künstliches Oxytocin Wehenstürme auslösen soll. Die Gynäkologen, die dazu kam, versicherte mir, dass sie bei der niedrigsten Dosis beginnen würden, und abwarten, ob diese schon etwas bewirken würde.

Ich fragte nach einem Kaiserschnitt. Wenn eh schon eine PDA liegen würde, warum dann kein Kaiserschnitt. Ich war sichtlich genervt von den ganzen Umständen und kommunizierte dies aus. Ich bekam zu hören, dass diese Option ja noch gar nicht im Raum steht, und man doch eine natürliche Geburt versuchen wollte. (Was an Einleitung, PDA, Oxytropf und dem was noch folgen
sollte, natürlich war, soll mir mal bitte einer erklären)

Ich kann mich noch erinnern, dass ich sehr genervt „Dann machen wir das halt“ antwortete. Um 6 Uhr kam also der Anästhesist und legte mir eine PDA. Mein Mann holte sich in dieser Zeit etwas zum frühstücken, da er nicht dabei sein durfte.
Ich lag auf der Seite und mit dem Oxytropf fühlten sich die Wehen anders an, sie kamen in kürzeren Abständen und die einzelnen Wehen selbst waren auch kürzer aber heftiger in ihrer Intensität. Mein Mann war um 6:30 Uhr wieder bei mir.
Um ca 9 Uhr war ich bei 9cm und der Oxytropf wurde nochmal höher gedreht. (Warum, frage ich mich nun im Nachhinein, wenn es doch offensichtlich in den 2,5 Stunden davor etwas gebracht hatte). Die Wehen wurden heftiger. Ich wollte mir einen Bolus durch die PDA geben, aber der wirkte nicht.
Bei der nächsten Untersuchung war mein Muttermund vollständig geöffnet und ich hatte auch einen Pressdrang. Ich war seit dem legen der PDA durchgehend am Ctg angeschlossen, und so bemerkte die Hebamme, dass bei jeder Wehe die Herztöne meiner Tochter wohl schlecht wurden. Sie wollte ihr eine Elektrode am Kopf legen, um die Herztöne wieder besser abnehmen zu können. Ich antwortete nicht, ich war zu sehr mit den Wehen beschäftigt. Plötzlich stand eine Studentin neben mir, welche sich vorstellte und fragte, ob sie bei meiner Geburt dabei sein durfte. Da mir alles egal war, bejahte ich. Sie untersuchte mich während einer Wehe und eilte danach kurz aus dem Kreißsaal. Währenddessen drehte ich mich in den Vierfüßlerstand und hatte das Gefühl, ich konnte mehr machen. Darauf kam die Hebamme wieder in den Raum und meinte, nun müsse sie eine Elektrode legen, da das Ctg gar nicht mehr abnahm. Kurz nach ihr kam der gynäkologische Oberarzt zu mir und meinte er wolle mich während einer Wehe untersuchen. (Ohne sich vorzustellen). Ich drehte mich wieder auf den Rücken, vertönte meine Wehe und er lobte mich noch dafür. Er
meinte noch, dass das Köpfchen immer wieder zurück rutschen würde und verschwand. Kurze Zeit später kam er wieder mit einem Gerät, welches sich als Vakuumextraktion herausstellte. Ihm folgten noch ein gynäkologischer Assistenzarzt und zwei Kinderärzte, einer davon mit einem Notfallkoffer. Der untere Teil des Kreißsaalbettes wurde runter gefahren, woran ich erschrak, weil
mich keiner vorwarnte. Beinschalen wurden am Bett festgemacht. Ich wurde nervös, ich ahnte, was mir blühte. Der Oberarzt meinte, sie müssen nun die große Saugglocke einsetzen, da die Herztöne schlecht seien und meine Tochter nun kommen muss. Beim legen dieser stellten sie fest, dass grünes Fruchtwasser kam, meine Tochter also bereits Mekonium abgesetzt hatte und unter Stress stand (welch eine Überraschung).
Also lag ich in Rückenlage, die Beine in den Schalen, der Oberarzt mit der Saugglocke in meiner Vagina, welche immer wieder über den Kompressor ein Vakuum zog. Das waren höllische Schmerzen, sodass ich meine Wehen kaum noch spürte. Eine Wehe kam und ich vertönte sie wieder. Der Oberarzt schrieh mich an, ich sollte aufhören Luft abzulassen und rumzuschreien, sondern den Mund zu machen, die Luft  anhalten und alles nach unten pressen. Ich erschrak in dem Moment so sehr, dass ich gar keine Wehen mehr spürte. Wegen den Schmerzen durch die Saugglocke, atmete ich sehr flach und schnell, woraufhin der Oberarzt wohl annahm, dass ich eine Wehe veratmen würde und maulte mich erneut an, ich solle nicht veratmen. Ich schrie dann zurück, wie ich Wehen veratmen soll, wenn ich keine spüre. Er sagte dann zur Hebamme, sie solle den Oxytropf höher drehen. Ich weiß nicht mehr, ob ich noch Wehen hatte oder nicht, ich presste irgendwann einfach nur noch. Ich wollte, dass es vorbei ist. Und so presste ich, der Oberarzt zog an der Saugglocke und der Assistenzarzt kristellerte. Wobei ich sagen muss, dass unter diesen ganzen Umständen der Kristellergriff am wenigsten schmerzte. So ging es eine gefühlte Ewigkeit. Zwischendurch rutschte die Saugglocke ab, wovon meine Tochter eine kreisrunde Rufe am Kopf behielt. Mein Mann bemerkte, dass die Hebamme gewisse ​ Instrumente herrichtete. Er fragte mich flüsternd „einen Dammschnitt möchtest du nicht, oder?“ Ich verneinte.
Er sagte laut an die Ärzte gewandt „Meine Frau wünscht keinen Dammschnitt “, was ich erneut verneinte. Überraschte, entsetzte Blicke sahen uns an und wandelten sich in Verachtung. Der Oberarzt meinte, er müsse schneiden damit es voran ging. Mein Mann beharrte für mich auf meiner Entscheidung. Der Oberarzt gewährte mir noch zwei Presswehen, bei der dritt en würde er schneiden. Bei der dritten Presswehe kam der Kopf meiner Tochter, und der Oberarzt sagte laut, sie sei ein Sternengucker. Ich durfte nicht mehr pressen. Der Arzt en ƞ ernte die Saugglocke und plötzlich lag meine Tochter Mekonium verschmiert und schlaff auf mir. Meinem Mann wurde eine
Schere hingehalten und ein Tablet mit der Nabelschnur darauf, welche er durchschneiden sollte. Und schon war meine Tochter weg bei den Kinderärzten zur Untersuchung, wo sie dann auch das erste mal schrie. Eine Erleichterung ging durch mich durch, als ich das hörte. Ihr Apgar war völlig in Ordnung! Sie hatte ihre Durchschnittswerte und das an Et+13. Meine Maus wurde mir in Handtüchern gewickelt wieder auf die Brust gelegt und alle, bis auf die Hebamme verließen den Raum so schnell, wie sie vorhin gekommen waren. Die Hebamme fragte uns, welchen Namen wir ihr geben wollten und ob ich sie stillen möchte. Wir nannten ihr unseren
Favoriten und das Stillen bejahte ich. Leider wurden im Kreißsaal selbst keine Anlegeversuche unternommen. Nun verging eine Stunde, in der auf meine Plazenta gewartet wurde. Bauchmassage, Nabelschnur ausstreichen und in Hocke drücken brachte keinen Erfolg. Ich möchte hier ausdrücklich betonen, dass niemand je an meiner Nabelschnur gezogen hat! Zumindest solange ich bei Bewusstsein war.
Was sie  alles gemacht haben, als ich in Vollnarkose lag, will ich mir nicht ausmalen.
Der Kreißsaal wurde operationstechnisch vorbereitet, ich musste ausgeschabt und genäht werden. Ich hatte einen Zervixriss, einen Dammriss 2. Grades, einen Scheidenriss und einen Labienriss. Letzterer wurde nicht genäht. Mein Mann und meine Tochter wurden in den Kreißsaal nebenan geschickt mit dem Vermerk, es dauere nur 20 Minuten und sie dürfen wieder zu mir. Eine Anästhesistin drehte die PDA hoch und sprühte meine Beine mit einer kalten Flüssigkeit ab und meinte, das müsse sich warm anfühlen oder nicht spürbar sein. Leider spürte ich den kalten Sprühnebel. Nach mehreren Versuchen beschloss die Anästhesistin mich in Vollnarkose zu legen, weil wohl die Kanüle der PDA verrutscht sei. Auf die Schnelle wurde nun ein Aufklärungsgespräch für die Vollnarkose gemacht. Mit mir noch im Geburtsdelirium. Ich weiß davon auch nur noch, dass sie mir gesagt haben, dass ich aufgrund der Intubation nachher heißer sein könnte und wie ich meine Unterschrift drunter gesetzt habe. Dann wurde mir eine Maske aufs Gesicht gedrückt und
ich war weg. Als ich wieder wach wurde, war ich noch im Kreißsaal und zog mir beim alleinigen Umsetzen in mein Bett erst mal meinen Zugang. Ich war noch sehr benebelt von der Narkose. Kurz durfte ich meinen Mann sehen und kam dann in den Aufwachraum. (Angeblich für eine halbe Stunde) Nach 1,5 Stunden wurde ich Richtung Kreißsaal gebracht, um meinen Mann und meine Tochter abzuholen und dann ging es auf die Station. Soviel zu meiner Version. Hier noch eine kurze Sichtweise meines Mannes, während ich in Narkose lag: 
Er wurde mit meiner Tochter in den Kreißsaal nebenan geschickt. Es hieß es dauere eine halbe Stunde, die Plazenta zu holen und die Geburtsverletzungen zu nähen. Die Kreißsaaltüre war einen Spalt offen, welcher immer wieder zugeschoben wurde. Mein Mann schob die Türe immer wieder auf, um ein wenig mitzubekommen, was wohl bei mir abging. Er bemerkte, dass es in meinem Kreißsaal ziemlich hektisch wurde, wie immer wieder Leute raus liefen und gefühlt noch mehr hinein liefen. Sie riefen nach meiner Blutgruppe, da ich über 1,5 Liter Blut verloren hatte. In meiner Akte sei nichts vermerkt. (Sie hatten meinen Mutterpass im Kreißsaal und mein Mann war auch da,
der meine Blutgruppe gewusst hätte). Ich benötigte übrigens kein Tk, es wurde nur vorsichtshalber angefordert. Nach einiger Zeit wagte mein Mann zu klingeln und nachzufragen, was denn los sei. Es kam eine andere Hebamme als unsere, welche nicht gerade freundlich meinte „Ja, ihre Frau liegt in Vollnarkose, die blutet halt jetzt ein bisschen.“ Mein Mann fiel aus allen Wolken und meinte nur „Ach, die liegt in Vollnarkose, das wusste ich nicht.“ Mein Mann musste selbst nachfragen. Es kam keiner zu ihm und hat ihn über die Komplikationen aufgeklärt. Zur Erinnerung, es war eine Studentin aus dem zweiten Semester anwesend, welche mit Sicherheit bei der OP noch nicht assistieren durfte. Nicht einmal sie hat man zu meinem Mann
geschickt, um ihn zu informieren. Das dauert keine zwei Minuten! Mein Mann meint, dass er sich schrecklich gefühlt hat. Ständig hat man ihm falsche oder gar keine
Informationen zukommen lassen. Er hat sich schon mit unserer Maus alleine gesehen!
Das selbe dann gleich nochmal, als ich eine Stunde länger im Aufwachraum lag, als ursprünglich angegeben. Diese Ängste wären vermeidbar gewesen, durch schlichte Kommunikation. Einen Tag nach der Geburt unserer Tochter hatte ich auch noch ein Gespräch mit dem behandelten Assistenzarzt, wo ich unter anderem die nicht vorhandene Kommunikation bemängelte. Leider stieß ich bei dem jungen Mann wohl auf taube Ohren. Er meinte nach meiner Kritik, dass der Fokus zuerst auf der Patientin liegt und nicht bei den Angehörigen. Ich erwiderte, dass das auch vollkommen richtig ist, man dann eben danach zu den Angehörigen muss. Nach meiner Op musste er wohl zu anderen Patienten. Ich meinte, dass ich das absolut nachvollziehen kann, da ich selbst schon im Krankenhaus gearbeitet habe, aber die Geburt meiner Tochter nun über 30 h her ist und bis jetzt kein einziger von den Ärzten sich darum geschert hat uns zu erklären, was genau passiert ist. Daraufhin meinte er noch, dass es bei mir kurz vor knapp stand. Ob kurz vor einer Blutkonserve, einer Hysterektomie oder dem Tod konnte er mir nicht weiter erläutern. Danach ist er aufgestanden und hat beleidigt mein Zimmer verlassen.
Ich vermute stark, dass sich am Verhalten der Ärzte nichts ändern wird.
Die Tage auf Station waren in Ordnung. Die Pflegerinnen waren alle sehr lieb und trotz des Personalmangels schon vor der Geburt sehr viel für mich da.
Wir haben auch nach der Geburt mit einer der Hebammen gesprochen, die uns betreut haben. Ich verstehe durch das Gespräch, weshalb die Ärzte in der Situation so handeln mussten. Und ich persönlich bin auf einem guten Weg, damit ins Reine zu kommen. Natürlich habe ich mir das alles anders vorgestellt, wer möchte schon so eine Geburt erleben. Aber ich muss auch dazu sagen, dass ich nun weiß wie es ablaufen kann und dass ich definitiv stärker für mich einstehen muss bei der nächsten Geburt. Ja ich spreche von der nächsten. Das hat auch einen Grund. Klingt jetzt vielleicht
ein wenig kitschig, aber alles was einem gut tut, ist doch auch gut oder? =)
Kurz nachdem wir alle wieder zu Hause waren, haben mein Mann und ich die Chroniken von Narnia angeschaut. Und Aslan sagt, ich glaube im ersten Teil, „Nichts geschieht zweimal auf dieselbe Weise“. Dieser simple Satz gibt mir Kraft und Zuversicht, dass beim nächsten Mal alles anders wird. Vielleicht erlebe ich eine schönere, selbstbestimmtere Geburt, vielleicht erlebe ich etwas ähnlich schlimmes. Ich weiß es nicht. Ich kann es vorher nicht wissen. Aber dieses Gefühl Mutter zu sein,
mein Baby im Arm zu halten, und die Hoffnung meine Traumgeburt zu erleben, ist viel größer als die Angst, dass es wieder so schief geht. Und meiner Maus und mir geht es soweit gut. Vor allem wenn sie mich ganz breit anlächelt, dann ist fast alles vergessen.​
Bis alles gänzlich verarbeitet ist, dauert es sicher noch eine ganze Weile. Aber ich kann mittlerweile darüber reden, auch wenn manchmal noch die Tränen kommen.

So wie am Mittwoch den 21.09.2022. Ich hatte meinen Nachsorgetermin bei meiner Gynäkologin und war fast eine Stunde bei ihr im Behandlungszimmer. Sie hat sich die Zeit genommen mit mir über die Geburt zu sprechen und hat mir auch weitere Gespräche angeboten, wofür ich sehr dankbar war.
Geweint habe ich deswegen, weil ich mich von der Gynäkologin im Krankenhaus hintergangen fühle. Ich habe meiner Gyn erzählt, dass im Krankenhaus behauptet wurde, ich hätte zu wenig Fruchtwasser. Daraufhin hat meine Gyn das Ultraschallbild vom Vortag (Freitag,29.07.22) rausgesucht und gemeint, dass mein Wert völlig in Ordnung war und sie es hätte sehen müssen, würde es weniger werden. Es wäre nicht möglich, dass von heute auf morgen plötzlich weniger Fruchtwasser zu sehen wäre.
Des Weiteren steht auf dem Arztbrief als Einleitungsindikation „Terminüberschreitung“ und nicht zu wenig Fruchtwasser. Das und die Aussage meiner Gyn verstärken nur den Gedanken, dass es ein Kniff der Klinik war, mich zur Einleitung zu drängen. Meine Gyn bestätigte den Verdacht. Das hat mich an dem Tag nochmal ziemlich getroffen. Mein Mann beschuldigt sich selbst, weil er meint er habe mich zur Einleitung überredet. Das sehe ich nicht so, es war am Ende meine Entscheidung. Und beim nächsten Mal bin ich schlauer. Und sollte es mir oder meinem Kind dann schlecht gehen,
werde ich gleich einen Kaiserschnitt machen lassen.
Diese emotionale Hölle des Einleitens mache ich nicht mehr mit.

 
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