Rose #9/2022


Alles fing am ET an. Ich sollte aufgrund eines Schwangerschaftsdiabetes ab 12 Uhr eingeleitet werden. Soweit so gut. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits unregelmäßige Wehen. Die erste Hebamme hatte mir das CTG angelegt und es wurde darauf keine Wehen aufgezeichnet. Das sagte sie mir dann auch so, und dass ich garkeine Wehen haben könne. Dann bekam ich die erste Tablette. Kurz darauf wurde ein Zugang gelegt. Dann ging es erstmal auf das Zimmer. Leider merkte ich bereits nach ca 2 Stunden, dass der Zugang sich entzündet ( dieser wurde ohne Desinfektion gelegt). Den Rest des Tages passierte gar nichts. Gegen 2:30 Uhr in der Nacht merkte ich auf einmal, dass mein Schleimpropf abgegangen war. Ausserdem hatte ich ab diesem Zeitpunkt Wehen im Abstand von 2-3 Minuten. Ich sollte durch den Schleimpropfabgang in den Kreißsaal gehen. Die Hebamme dort war schon ziemlich genervt, machte einen Test auf Fruchtwasser. Der war negativ und der Muttermund noch komplett verschlossen. Das CTG zeichnete wieder keine Wehen auf. Daraufhin sagte die Hebamme : "Ich habe schon gehört, dass sie meinen, sie hätten Wehen. Aber sie sehen selbst, dort ist nichts."
So ging ich wieder auf mein Zimmer. Ich sollte am nächsten Morgen um 8 Uhr wieder zum Kreißsaal. Weiterhin kamen die Wehen im Abstand von 2-3 Minuten.
Um 8 Uhr im Kreißsaal hieß es wieder, Muttermund komplett verschlossen und keine Wehen auf dem CTG. Nächster Termin um 14 Uhr.
Die Wehen blieben weiter im 2-3 Minuten Takt. So langsam war ich fertig mit den Nerven. Ich wollte mich ausruhen und etwas gegen die Schmerzen haben. Als ich danach fragte, wurde dann festgestellt, dass ich ja garkeinem Zugang mehr habe. Nun wurde wieder einer gelegt. CTG war wieder unauffällig. Nächster Termin um 17:30 Uhr.
Wieder ein CTG ohne jegliche Wehen, obwohl ich im Takt von 2-3 Minuten starke Wehen hatte, die ich mittlerweile auch veratmen musste. Ich war mittlerweile total müde und erschöpft und hatte ein sehr schlechtes Gefühl, was die Entbindung anging. Deswegen fragte ich nach einem Kaiserschnitt. Mir war klar, dass dieser nicht sofort durchgeführt werden konnte. Doch die Hebammenschülerin(!) sagte mir nur, es gäbe keine Indikation für einen Kaiserschnitt, deswegen würde sie deswegen auch keinen Arzt belästigen. Sie fragte mich, ob sie ein weiteres Mal meinen Muttermund untersuchen sollte. Dies lehnte ich aber ab, da ich mich nicht gut aufgehoben gefühlt habe bei ihr.
Hiernach habe ich eigentlich nur ich geweint.
In der Zeit habe ich eine Frau mit ihrem Neugeborenen auf mein Zimmer bekommen. Ich war froh, dass ich etwas Ablenkung hatte. Coronabedingt durfte man keinen Besuch haben.
Sie hatte bereits nun ihr 3. Kind geboren und sah mir an, wie es mir ging. In der Nacht gegen 3 Uhr hielt ich es nicht mehr aus. Ich sprach mit der Schwester auf Station, dass ich zum Kreißsaal gehe, ich habe ein ungutes Gefühl. Ich ging zum Kreißsaal, traute mich aber eine Zeit lang nicht, diesen zu betreten, da die Hebamme von letzter Nacht wieder da war, die mich nicht ernst nahm. So auch dieses Mal. Dieses Mal bestand ich aber, warum auch immer, darauf, dass nach dem Muttermund geschaut wird. Und siehe da, 4 cm eröffnet. Nun wurde die Hebamme auf einmal ziemlich freundlich. Ich solle doch den Vater anrufen, er dürfe nun kommen. Das tat ich natürlich auch sofort.
Ich wurde in den Kreißsaal gebracht. Dort wurde wieder ein CTG geschrieben, ohne Wehenaufzeichnung. Plötzlich standen 2 Anästhesisten mit im Raum. Ich war froh, dass ich nun eine PDA bekam, auch wenn dieses nicht mit mir besprochen war. In der Frühschicht und in der Spätschicht war alles super, ausser dass das CTG keine Wehen aufzeichnete. Der Kindsvater machte jedes mal einen Strich auf das CTG, wenn ich eine Wehe hatte. Mittlerweile waren mehr als 2 Tage seit Einleiungsbeginn vergangen. Gegen 11 Uhr war mein Muttermund komplett geöffnet. Ich wurde wirklich diverse Male untersucht, aber es wurde nie wirklich etwas gesagt. Es wurde nur gesagt, ich müsse mich immer wieder umlagern um dem Kleinen zu helfen. Nun fing das Drama so richtig an. Ich entwickelte Fieber. Gegen 12:30 Uhr wurde die Fruchtblase durch die Ärztin eröffnet, wobei festgestellt wurde, dass das Fruchtwasser grün war. Drüber aufgeklärt, was das heisst wurde ich allerdings nicht. Es vergingen weitere Stunden. Keine Wehenaufzeichnung. Alle 30 Minuten eine vaginale Untersuchung. Das Fieber kletterte auf 40,2Grad. Mir ging es wirklich schlecht. Gegen 17 Uhr kam die Hebamme erneut rein, welche ansonsten wirklich lieb war und wurde auf einmal hektisch. Sie ging aus dem Raum und kam mit 4 anderen Menschen in den Raum, die sich nicht vorstellten. Die Hebamme sagte nurnoch, dass sie meinem Sohn nun helfen müssten. Es geht nurnoch mit der Saugglocke. In dem Moment setzte sich auch schon eine Frau zwischen meine Beine, die ich noch nie vorher gesehen habe. Die Saugglocke wurde geholt und ihr angereicht. Sie setzte diese an und sagte mir, ich solle bei der nächsten Wehe bescheid sagen. Dies machte ich auch. Leider zog sie die Saugglocke so vom Kopf meines Kinde ab. Nun wurde ihr unter der Geburt erstmal erklärt, wie man eine Saugglocke genau benutzt. Dies schockiert mich sehr. Ich weinte. Nun setzte sie die Saugglocke wieder an, was trotz PDA sehr schmerzhaft war. Ich sollte weiterhin bescheid sagen und kräftig pressen. Die nächsten 2 Wehen tat sich nichts. Dann beschloss man, dass der kleine zu fest sitzt und man zu 2. "ziehen" müsse. Dies wurde auch 3 Wehen getestet. Auch das brachte nichts. Dann hieß es nur "Wir schneiden jetzt". Ich dachte, dass wie es im Vorbereitungskurs hieß, dass in der Wehe geschnitten wird. Aber mit jetzt meinte die Ärztin wirklich jetzt und Schnitt zwischen den Wehen einen Dammschnitt. Eine weitere Wehe wurde mit 2 Personen versucht, mein Kind aus mir raus zu ziehen. Dann hieß es noch ein Schnitt. Wieder zwischen den Wehen. Ich war fertig. Ich konnte nichts mehr dagegen sagen. Meine Kräfte waren am Ende. Noch 2 mal wurde mit 2 Personen gezogen. Kein Erfolg. Nun kletterte eine zusätzliche Frau mit auf mein Bett. Der Kindsvater bekam den Befehl, mich am Rücken in den Wehen mit nach vorne zu drücken. Dies machte er auch. Die nächste Wehe brachte auch keinen Erdolg. In der nächsten Wehe schmiss sich die Frau auf meinem Bett mit auf meinem Bauch. Das ganze ging nun 5 Wehen so, bis der Kopf endlich da war. Einer weitere Wehe und der Kleine war ganz da. Er wurde mir auf die Brust gelegt. Leider hat auch das Anlegen nicht wirklich funktioniert. Es wurde Blut aus der Nabelschnur entnommen. Als die Ergebnisse da waren, kam die Gynäkologin rein und sagte nur "Frau Xy, die Ärzte von der Neo-Intensiv kommen gleich und nehmen ihren Sohn mit. Er hat kaum Blutplättchen, und da wir ihn gerade mit der Saugglocke geholt haben, kann es sein, dass er gerade in seinen Kopf verblutet." Die Ärzte kam und nahmen den Kleinen nach nichtmal 20 Minuten mir weg. Ich schickte den Kindsvater mit. Nun wurden meine Dammrisse, mein Scheidenriss und die Dammschnitte genäht. Das ganze dauerte über eine Stunde. Zwischenzeitlich kam die Kinderärztin wieder und sagte mir, dass das mit den Blutplättchen ein Laborfehler gewesen sei, er aber trotzdem krank sei und auf die Intensivstation muss. Meine Welt brach zusammen. Ich musste ganze 3 Stunden auf die Anästhesisten warten, damit die PDA entfernt wurde. Dann hieß es, ich können noch zu meinem Sohn (ca 0 Uhr), aber ich dürfe nicht aufstehen und man würde vermutlich mein Bett nicht zu ihm schieben können. Auf der Wöchnerinnenstation wurde gesagt, ich könne nicht liegend zu meinem Sohn. Also habe ich mich in einen Rollstuhl gesetzt und bin auf die Neo-Intensiv. Am nächsten Tag musste ich erst einen Schnelltest machen, bevor ich zu meinem Sohn durfte. Auf dem Weg dorthin wurde mir wahnsinnig schwindelig. Ich bracht zusammen. Daraufhin wurde Blut abgenommen und ich wurde mit dem Rollstuhl auf die Neo-Intensiv gebracht. Später wieder auf dem Zimmer hieß es, mein hb-Wert sei bei 5,2. Ich solle doch von meiner Hausgynäkologin ein Rezept holen lassen für Eisentabletten und mir diese bringen lassen. Weiter wurde in dem Punkt nichts unternommen. Die nächsten Tage geschah nichts spannendes, bis ich 6 Tage nach der Entbindung, als ich mit meinem Sohn noch auf der normalen Kinderstation war, auf einmal Herzrhytmusstörungen bekommen habe durch die Anämie. Mir wurde von Anfang an Stillberatung versprochen, da ich gerne stillen wollte. Doch trotz täglich mehrfacher Nachfrage meinerseits wurde ich immer wieder ignoriert.
Leider ist einer Woche nach der Entlassung meiner Nachsorgehebamme aufgefallen, dass die Narbe des einen Dammschnitts wieder aufgerissen war. Dieses musste aber nicht weiter behandelt werden. Noch einige Wochen später musste 2 mal ein Abzess unter den Nähten entlastet werden. Insgesamt waren die Nähte nach 4 Monaten endlich schmerzfrei.
Das ganze war im Februar 2022 und ich habe bis heute Probleme mit der Geburt, sprich Flashbacks, Schlafstörungen und Albträume.

 
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