Rose #91/2022
Ich möchte ebenfalls von der Geburt meines Sohnes in diesem Jahr berichten und die Niederlegung der Rose dokumentieren.
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Vorgeschichte
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Meine Schwangerschaft wurde erst in der 35. SSW bei einer Routineuntersuchung festgestellt. Dementsprechend hektisch war auch die Vorbereitungszeit. Zusätzlich 3 Tage Krankenhaus wegen einer fälschlicherweise festgestellten Hypertonie. Zu allem Chaos entschied sich unser kleiner Mann auch noch 1.5 Wochen früher auf die Welt kommen zu wollen - zwei Tage vor dem Geburtsvorbereitungskurs.
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Tag der Geburt
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Vor dem Tag der Geburt fühlte ich mich gut: noch einen Platz im Geburtsvorbereitungskurs und auch eine Hebamme zur Nachsorge gefunden und in der Klinik angemeldet, die auch die Voruntersuchungen gemacht hatte. Demnach war auch ein Teil des Personals im Kreißsaal schon bekannt.
Am Tag selbst gab es schon früh Anzeichen, dass es nicht so laufen sollte, wie ich mir es vorgestellt hatte. Die Wehen begannen am Morgen. Da die Abstände sehr zügig immer kürzer wurden, rief ich im Kreißsaal an. Dort wurde ich erst einmal abgewimmelt, weil ich ja Erstgebärende war. Ich hätte sogar noch Tage Zeit und solle mir ein warmes Bad gönnen. Geduldig wartete ich noch zwei Stunden ab (weil ich es nicht besser wusste), bis ich es schließlich nicht mehr aushalten konnte und die Wehen bei einem Abstand zwischen 3 und 5 Minuten waren.
So schnell konnte dann auch mein Mann nicht mehr vor Ort sein, sodass ich mit dem Krankenwagen in das ausgewählte Krankenhaus gebracht wurde. Noch unterwegs die erste kleine Schocknachricht: Die Klinik wollte mich zunächst nicht annehmen und verwies auf ein 100km weiter entferntes Krankenhaus. Erst mit Nachdruck und meiner Rückmeldung, dass ich dort bereits angemeldet sei, gab mir die Notärztin im Krankenwagen Entwarnung.
In der Klinik und im Kreißsaal angekommen nahm das Grauen dann seinen Lauf. Die Begrüßung lautete: "Warum lassen Sie sich vom Krankenwagen bringen? Der Notarzt musste mit dem Helikopter geflogen kommen! Machen Sie sich keine Gedanken, was das kostet?" Ganz ehrlich: Ich wäre liebend gerne ganz in Ruhe und vor allem MIT meinem Mann dort angekommen.
Leider kam diese erste Begrüßung auch von der Hebamme, die mich dann anschließend betreuen sollte. Bis zum Kreissaal hatten die Wehen noch einen Abstand von einer Minute. Man lagerte mich von der Rettungswagentrage auf ein Klinikbett und schob mich in einen der Räume. Plötzlich standen dann mindestens 5-6 Personen um mich herum. Die Hose wurde ausgezogen und der Muttermund getastet: 8cm. Unter den anwesenden Personen herrsche enorme Unruhe, die sich natürlich auch auf mich übertrug. Wie ich mitbekam, lagen 10 Frauen in den Wehen - mehr oder weniger fortgeschritten. Bis zur nächsten Geburt hätte man maximal noch 40 Minuten, wobei dort ein Notkaiserschnitt drohte. Mit mir wurde nicht direkt kommuniziert - nur noch ein weiteres Mal getastet und ich fühlte, wie mit einer Fingerbewegung die Fruchtblase eröffnet wurde.... Kurze Stille... Dann meinte die Hebamme zur Praktikantin (so kam es mir vor). "Guck da... Grünes Fruchtwasser!" Nun sollte ich ins Geburtshilfebett mit Fußablagen wechseln.
Ab diesem Zeitpunkt lief alles wie ein Film vor mir ab. Von Links versuchte man mir in mehreren Anläufen einen Zugang auf dem Handrücken zu legen, obwohl ich darauf hinwies, dass es an einer anderen Stelle besser funktionieren würde. Ergebnis Vene durchstochen und die Hand stark angeschwollen.
Eine angenehme Position konnte ich in den Fußablagen auch nicht mehr einnehmen und es wurde von allen Seiten an mir rumhantiert. In der Zwischenzeit kam mein Mann in den Raum, wurde an meine Rechte Seite verwiesen und wie auch ich in einem schroffen Ton angegangen, warum er jetzt erst da wäre und warum er mich nicht fahren konnte.
Weiter ging es dann nur mit Befehlen am mich, wann und dass ich stärker Pressen solle. Das wäre vielleicht einfacher gewesen, wenn ich mich anderes auf dem Bett hätte positionieren können. Während zweier Presswehen krachte es zwei Mal heftig in meiner Steißbeingegend (An dieser Stelle habe ich nach wie vor starke Schmerzen, was nach meiner Nachsorgehebamme nicht der Normalfall wäre. Der Termin beim Orthopäden steht noch aus.)
Im weiteren Geburtsvorgang fehlten mir in jedem Fall Erklärungen und auch ein ruhiges Zureden. Es wurde die Saugglocke und das Kristeller-Manöver eingesetzt und auch ein Dammschnitt vorgenommen. Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, kommt es mir so vor als hätte man meinen Sohn aus mir herausgeprügelt.
Laut der Nachsorgehebamme hätte das alles in dieser Form nicht sein müssen und auch dürfen. Durch sie bin ich auch aus den Roses Revolution Day aufmerksam gemacht worden. Alles in Allem bin ich überglücklich einen gesunden Sohn in meinen Armen zu halten, dennoch muss ich noch oft über die Situation im Krankenhaus nachdenken.
Auch war die Hektik der Situation und dem Zeitmangel geschuldet, aber ich hätte mir zumindest mehr Sensibilität gewünscht. Als Erstgebärende hatte ich immerhin noch keine Erfahrung, wann der richtige Zeitpunkt zum Aufbruch ins Krankenhaus gewesen wäre, und war in der Situation selbst angespannt. Es wirkte auf mich, als wäre die Hebamme mit über 30 Jahren Erfahrung leider abgestumpft. Zusätzlich fühlte ich mich zwischen den vielen Personen um mich herum als Übungsobjekt und im Massengeschäft untergegangen.
Mit der Reflektion des Geschehenen und dem Ablegen der Rose versuche ich nun meinen Frieden damit zu schließend und einfach nur die Zeit mit meiner kleinen Familie zu genießen.
Vielen Dank für den Einsatz und die Plattform und allerbeste Grüße