Rose #85/2022


Im Februar 2018 habe ich mein zweites Kind erwartet.
Mein Sohn war im März 2015 geboren. Es wurde bei ihm schließlich ein Kaiserschnitt. Etwas was ich nie wollte. Aber da ich als Kind einen Unfall hatte stellte sich leider erst bei der Geburt heraus das mein Körper nicht in der Lage war allein zu gebären. Ich lag 8 Stunden in den Wehen bis endlich der op frei wurde. Ich hatte allerdings meine beleghebamme bei mir die mich jederzeit über alles aufklärte und mir Beistand und für mich da war, weswegen mein Mann und ich die Geburt mit anschließendem Kaiserschnitt gut verarbeiten konnten.
Bei meiner Tochter nun 2018 hatte die alte Klinik leider geschlossen, so dass ich in eine andere in der Nähe gehen wollte. Im 8. Monat litt ich unter einen schlimmen Bauchspeicheldrüsenentzündung und musste stationär aufgenommen werden. Aus zeitgründen fuhren wir in eine andere Klinik als die für die Geburt geplante. Da es uns hier allerdings gut gefiel entschieden wir uns dazu doch hier unser Kind zur Welt zu bringen.
Das Krankenhaus gilt als besonderen Mütter- und stillfreundlich.
Beim Vorgespräch wurden wir ernst genommen und uns wurde auch der Kaiserschnitt zugesagt, nicht zuletzt weil auch Schriebe meiner Gyn, Hebamme und des entbindenden Arztes aus dem ersten KH dabei hatte.
Wir hatten ein super Gefühl. Und wurde zwar gesagt dass der Chefarzt Ende Januar in Rente geht aber natürlich die neue Chefärztin vorweg umgehend informiert werden würde.
Am 2. Februar Platze abends beim einkaufen meine fruchtblase. Es war um einen Tag zu früh, so dass das Baby noch als frühchen galt. Auf dem Weg nach Hause riefen wir im Kh an, welches keine Kinderklinik hatte, und fragten nach ob wir denn nicht lieber in das andere kh mit Kinderklinik fahren sollten. Und wurde versichert wir könnten kommen, das wäre kein Problem (erst später erfuhren wir dass sie uns gar nicht hätten aufnehmen dürfen).
Wir packten die Tasche und ich verräumte sogar noch den Einkauf, dann machten wir uns auf den Weg. Im Kh angekommen hatte ich bereits, wie auch bei meinem Sohn, heftige wehenstürme. Bis auf eine andere Frau war der Kreißsaal leer. Es bestand also kein Druck. Uns begrüßte eine junge extrem unfreundliche Hebamme. Ich versicherte mich noch einmal dass sie im Bilde über meinen Fall war. Sie bestätigte dies und informierte die neue Chefärztin dass ich da war. (Es war abends). Sie würde in ca einer Stunde da sein. Kein Problem, ich wollte gern dass das Baby ein paar Wehen mitmacht. Leider wurden die Wehen in kurzer Zeit wie auch bei meinem Sohn zu Presswehen, in denen ich nicht pressen durfte, da der Mumu nicht geöffnet war. Es ging ans CTG. Alles war in bester Ordnung. Die hebamme war extrem genervt und ruppig. Sie wollte unbedingt schon mal einen Katheter legen, allerdings steckte sie vorher ihre Hand ohne Vorwarnung in mich hinein (zur untersuchung). Ich schrie mir vor schmerzen die Seele aus dem Leib. Sie verdrehte nur die Augen. Ich fragte nach der Betäubung für den Katheter, sie meinte dafür wäre keine Zeit. Die Herztöne waren wie gesagt in Ordnung und die Ärztin noch gar nicht da. Ich flehte sie an zu warten dich sie reagierte nicht. Mein Mann wurde mehr oder weniger gezwungen mir die Beine auseinander zu drücken. Auch er war hilflos und wusste nicht was er tun sollte. Ich sah die Tränen in seinen Augen während sie mir den Katheter rein rammte.
Danach sollte ich rüber auf die Trage für den op. Ich veratmete grade eine Wehe.
Sie sagt mir ich solle rüber rutschen sonst stirbt mein Kind. Ich sag sie groß an und antwortete nicht. Sie wiederholte es. Absolut trocken, ohne jegliche Gefühlsregung. Das ctg war top. Ich fragte sie darauf hin ob sie noch ganz sauber sei, ich wolle nur die Wehe veratmen und sie wiederholte sich noch einmal. Als ich so weit war rutschte ich rüber und es ging in den op.
Hier kam dann auch die Ärztin dazu und stellte sich nett vor.
Der Anästhesist kam, es war der Chefarzt der Anästhesie. Ein super netter und symphatischer Mann. Er sah meinen Rücken und sagte ganz schockiert das ich ein Riesen Ödem am Rücken habe. Ich bestätigte dies und sagte ihm dass ich das beim
Anästhesie Vorgespräch bereits gesagt hatte, der Anästhesist aber nur genickt hat und mich unterschreiben ließ (leider auch nicht wirklich gut deutsch sprach).
Der Anästhesist fing an und brauchte ganze zwölf versuche bis die Anästhesie saß. Letztendlich war er auch auf Höhe meiner oberen Brustwirbelsäule. Jeder Stich tat mehr und mehr weh. Der Versuch der klappte war sein letzter Versuch. Er hatte angekündigt mich sonst in Vollnarkose zu legen.
Ich war glücklich, spürte wie meine Beine berauscht wurden und war froh dass es endlich los ging.
Die op Schwestern waren extrem ruppig, zerrten und zurrten und grabschten an mir rum. Mir egal, wir sind ja hart im nehmen und gleich hab ich meine Tochter im Arm. Dann begann die op.
Chefärztin und Assistenzärztin schnitten. Ich meldete mich gleich und sagte dass ich noch was merke. Das wäre normal war die Antwort der Ärztin. Sie schnitten weiter und ich wandte mich an den Anästhesisten. Er entschuldigte sich sofort und spritzte nach. Dann ging alles sehr schnell. Der nächste schnitt, unfassbare Schmerzen. Ich fing an zu schreien. Sie machten weiter. Der Anästhesist redete beruhigend und entschuldigend auf mich ein und spritzte weiter nach. Die Schmerzen wurden unerträglich. Ich schrie wie am Spieß, mein Mann schrie, der Anästhesist schrie. Die Ärztinnen machten keine Pause. Ich schrie voller Schmerzen und Hysterie, wie ein Schwein auf der Schlachtbank. Ich drehte meinen Kopf und sah meine Herztöne rapide abfallen. Dann schrie der Anästhesist „ihr müsste das Baby holen! Die Mutter stirbt!“ und die Ärztinnen schmissen sich auf mich und rissen meine Gebärmutter mit den Händen auf. Ich schrie weiter, mein Mann schrie weiter, der Anästhesist schrie weiter. Die Ärztinnen reagierten nicht, zumindest nicht verbal. Der Anästhesist war wütend und schrie sie an. Ich hörte mein Baby weinen und spürte den kräftigen schmerzhaften Ruck als meine Plazenta rausgerissen wurde. Dann brach Hektik aus. Mein Mann bekam unser Baby in die Hand gedrückt.
Als Nächstes erinnere ich mich daran wie ich im kreissaal aufwachte. Trotz klarer Kommunikation das ich wegen des Unfalls in meiner Kindheit nicht stillen kann erwachte ich mit dem Kind an meiner Brust und der schrecklichen Hebamme die meine Brust quetschte und quetschte. Auf meine Bitte das zu lassen schüttelte sie den Kopf und sagte das müsse so.
Was war passiert? Ich hatte einen herzstillstand und wurde reanimiert. Hatte sehr viel Blut verloren und wurde sehr lange genäht. Um das Baby wurde sich nicht gekümmert, nicht mal ein apgar gemacht. Mein Mann stand über eine Stunde mit ihr im Arm neben uns im op. Auch er unter Schock.
Wir wurden schließlich aufs Zimmer gebracht. Wir hatten unsere eigene pulvermilch mitbringen müssen. Trotz mehrfacher Nachfrage wurde uns kein Wasser abgekocht am nächsten Tag kamen die ärzte und beglückwünschten mich zum Baby und sich zur tollen op. Auf unsere Nachfragen hieß es, nein alles super. Ich wusste dass nicht alles super war, ich bin selber auf gyn spezialisiert. Mein Mann als Afghanistan Veteran ist auch mit medizinischen Notfällen vertraut und sicher nicht zimperlich. Wir ließen es darauf beruhen. Wollten nur unser Glück genießen. Der Katheter wurde mir gezogen ohne den Ballon abzulassen. Neue Schmerzen aber eine Gott sei Dank heil gebliebene Harnröhre. Die Klinik wirbt mit einer Hotel Mentalität. Niemand war da. Das Telefon, keine Klingel, nicht für mich erreichbar wenn mein Mann nicht da war. Auf Schmerzmittel wartete ich acht Stunden während die einzige Hebamme einer anderen Frau beim stillen zu sah und alle anderen wichtiger waren. Als nicht stillende Frau war man hier mutter zweiter Klasse. Das bekam man auch zu spüren. Nach vier Tagen kam der Stationsarzt und bat mich zur Abschluss Untersuchung mit den Worten wir sollen noch das Mittagessen mitnehmen und dürften dann heim.
Wir freuten uns, packten unsere tasche. Plötzlich kam der Stationsarzt und legte uns einen schrieb zum unterschreiben hin. Entlassung gegen ärztliche Anweisung. Wir fragten was das solle, er selbst habe uns doch nach Hause geschickt?!
Ja nee, erst morgen. Wir unterschrieben, wollten nur heim.
Zu Hause kam alles hoch. Meine Hebamme (dieselbe wie beim ersten Kind), weinte während wir ihr alles berichteten. Sie sagte auch sie hätten uns ohne Kinderklinik gar nicht aufnehmen dürfen. Auf ihr drängen hin vereinbarte ich ein nachgespräch. Beim Gespräch stellte sich raus dass die Chefärztin am nächsten tAg gekündigt hatte (sie war also ganze drei Tage in der Klinik). Nur die Assistenzärztin war da und blieb dabei dass es eine top op war. Meine Sorgen und Ängste wurden ignoriert. Sie bestätigte allerdings dass es dem Kind zu keinem Zeitpunkt schlecht gegangen war. Der arztbrief war nichtssagend. Alles super, keine Komplikationen.
Wir ließen es darauf beruhen.
Es dauerte ganze vier Jahre bis mein Mann einem dritten Kind zu stimmte. Er hatte furchtbar Angst mich zu verlieren. Ich konnte es nicht verstehen.
Im 5. Monat hatte ich dann vorzeitige Wehen, die sich allerdings als Panikattacke rausstellen. Von da an kam alles hoch. Ich erinnerte mich an die schreckliche Geburt und op und hatte nur noch Angst. Schrieb sogar ein Testament und Patientenverfügubg, klärte meine Angelegenheit für meine Selbstständigkeit und übertrug Vollmachten. Diesmal wollte ich in einer großen Uni Klinik entbinden. Sie nahmen sich alle Zeit der Welt und sprachen immer und immer wieder mit mir und klärten mich über alle eventualitäten auf.
Die andere Klinik weigert sich bis heute meine Unterlagen rauszugeben. Nicht nur den arztbrief sondern alle. Trotz mehrfacher schriftlicher Aufforderung von mir, der Uni Klinik und meiner gyn. Ich habe die Unterlagen bis heute nicht.
Vor vier Wochen habe ich meinen Sohn mit geplanten Kaiserschnitt bekommen und es verlief wunderbar. Alle nahmen sich furchtbar viel Zeit und es wurde erst geschnitten als ich wirklich bereit war. Es war die heilsame Geburt die ich gebraucht habe.
Durch meine eigene Arbeit und meine Hebamme (eine neue, da die alte in Rente ist) kam ich mittlerweile in Kontakt mit Frauen denen in der Klinik dasselbe wieder fahren ist wie mir. Einigen auch erst vor kurzem. Sie wollen gemeinsam klagen. Ich überlege noch abzuschließen oder mich anzuschließen.
Es ist unfassbar was in diesem kh passiert.
Durch meine Arbeit weiß ich dass die Frauen entweder total zufrieden oder regelrecht misshandelt sind. Es gibt kein dazwischen in dieser Klinik. Die zufriedenen hatten alle traumgeburten ohne Komplikationen.
Da es bei uns hier auf dem Land eh schon wenig Krankenhäuser mit entbindungsstation gibt, weiß ich dass niemand sie aufhalten wird. Sie dürfen weiter machen und Frauen und ihre Partner traumatisierten…

 
E-Mail
Instagram