Rose #8/2022


Liebes Klinik-Team,
vielleicht haben Sie von der Aktion Roses Revolution gehört. Ich möchte Ihnen heute zum vierten Mal eine Rückmeldung geben, was mir bei Ihnen 2011 passiert ist. Und ich wünsche mir, dass Sie das Thema „Gewalt unter der Geburt“ in Ihrem Team besprechen – in der Hoffnung, dass dies allen weiteren Gebärenden in Ihrem Haus erspart bleibt.
Meinen Geburtsbericht habe ich nachträglich angefordert, um das traumatische Erlebnis verarbeiten zu können, leider wurde er mir nur lückenhaft ausgehändigt…
Ich verbrachte ca. 24 Stunden in Ihrem Kreissaal und möchte nur stichpunktartig die Geschehnisse wiedergeben…
Wiederholte, unnötige und schmerzhafte und doppelte Untersuchungen durch Hebammen Hebammenschülerinnen (ich kam mir vor wie ein lebendiges Versuchsobjekt).
Keine Informationen zur Höhe und Steigerung von Schmerzmittelgaben. Keine Informationen zur Steigerung des Wehentropfes.
Lange Zeit allein gelassen werden im Kreissaal. Kommunikation Fehlanzeige.
Mehrmaliger Katheter-Urin.
Kein Wort darüber, dass mein Kind ein Sternengucker war oder das mein Becken, für eine natürliche Geburt sehr schmal sei (Aussage der jetzigen Frauenärztin).
Wage Aussagen, dass Herztöne bei Kind und mir sehr schlecht sein.
Keine Information über Traktismen, Kristellerhilfe, Dammschnitt und zu Saugglockenversuchen.
Todesangst bei mir und meinem Ehemann um mich und Kind.
Trennung vom Neugeboren am nächsten Tag aufgrund von Neugeboreninfektion (evtl. durch die Saugglocke ausgelöst oder durch einen Krankenhauskeim übertagen möglicherweise durch einer der vielen verschiedenen Untersuchungen durch viele wechselnde Personen). Schwester kommt ins Zimmer, nimmt Kind mit der Aussage mit, es hat Fieber und kommt 1 Stunde nicht wieder. Erst dann wurde uns gesagt, dass es auf die Neugeborenen Station verlegt wurde.
Keine Informationen zu Rückbildungsübungen.
Keine Nachbesprechung des Geburtsablaufes.
Langer Wege durchs Treppenhaus zum Stillen (zufällig war der Aufzug noch kaputt). Vorwürfe von Schwestern, das Kind schreie zu viel, wir sollen ihn endlich zufüttern und einen Schnuller geben. Auch auf der Neugeborenstation Üben von Schwesternschülerinnen am Kind. Zugänge wurden zum Beispiel falsch gelegt. Kind wurde stündlich gewogen, gemessen oder sonstiges. Warum machte man nicht alles auf einmal, sondern so chaotisch? Keine Aufklärung durch Ärzte zur Art der Infektion, auch nicht nach Nachfragen.
Postpartale Depression -> Klinikaufenthalt mit Kind in der Mutter-Kind-Psychiatrie -> ambulante psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung bis heute.
Gilt „Stillzwang“ eigentlich auch als Gewalt nach der Geburt? Ich hatte massive Stillprobleme, dauerhaft entzündete Brustwarzen und wurde von eine Hebamme und Stillberaterin gedrängt, unbedingt weiter zu stillen. Es wäre zu schädlich für mein Kind, abzustillen und Flaschennahrung zu verabreichen. Auch Abstilltabletten wären viel zu schädlich. Ich habe insgesamt 5 Monate unter den größten Schmerzen und mit blutenden Brustwarzen gestillt und dies war nur zu Hause möglich, somit war ich in diesen 5 Monaten ans Haus gebunden.
Durch diese Erfahrung mussten wir unseren Wunsch nach mehr als einem Kind beerdigen. Das schmerzt noch immer.
Diese Rose ist für meinen Ehemann, den das traumatische Geburtserlebnis auch sehr belastet hat und ohne dessen Unterstützung in diesen schweren Zeiten ich heute nicht hier wäre.

 
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