Rose #4 #5 #6 /2022


Meine dritte traumatische Entbindung ist nun ein Jahr her. Je näher die Geburtstage meiner Kinder kommen umso unruhiger werde ich. Vor allem in den Herbst und Wintermonaten habe ich immer mit den Erinnerungen zu kämpfen.
Vor ca. einem Monat stand der Arzt, welcher bei allen drei Geburten beteiligt war plötzlich im Lidl vor mir... Ich war wie erstarrt und auch so habe ich stark mit einer PTBS aufgrund dieser traumatischen Ereignisse zu kämpfen...
Ich kann Berührungen jeglicher Art von fremden Menschen kaum ertragen. Selbst in der eigenen Familie sind mir unvorhergesehene Berührungen unangenehm...
Oft hoffe ich, dass ich eines Tages aufwache und meine Ängste einfach weg sind... Leider ist dies nicht der Fall.


Ich werde jetzt einfach ein bisschen von jeder dieser Geburten berichten. Vielleicht tut es gut es sich von der Seele zu schreiben...

Rose #4

Die Schwangerschaft mit meinem ersten Kind war an sich ein Traum. Ich hatte kaum Beschwerden und habe es geliebt schwanger zu sein. Jeder Tag war für mich ein Abenteuer.
Bis die Ärzte angefangen haben Druck zu machen. "Ihr Kind ist zu klein." "Die Versorgung ist okay, aber es wächst nicht der Norm entsprechend." "Wir nehmen Sie jetzt stationär auf und spritzen Ihnen Lungenreife." "Sie müssen alle 4 Stunden ans CTG. Auch Nachts!" "Wenn Sie auf eigene Verantwortung gehen sind Sie schuld, wenn ihr Kind stirbt."
"Sie müssen alle zwei Tage zum CTG. Am Wochenende dann im Krankenhaus in der nächsten Stadt." "Ihr Kind ist die letzte Woche nicht gewachsen, wir nehmen Sie jetzt stationär auf und leiten morgen ein." ...
So ging es los. Stress pur für eine junge Mutter, welche keine Ahnung von Schwangerschaft und Geburt hatte. Nach 21 Stunden Wehen und einer ganzen Nacht Treppen steigen kam dann der Wehensturm. Mittlerweile weiß ich durch den Geburtsverlaufsbericht, dass mir ohne Absprache starke Beruhigungs- und Schmerzmittel gespritzt wurden. An vieles kann ich mich gar nicht erinnern. Ich weiß nur ich habe geschrien, als oben genannter Arzt mir die Fruchtblase gesprengt hat. Dieser Arzt war so grob und herablassend... Aber ich habe es geschafft. Ich habe mein erstes Kind ganz ohne Hilfe oder PDA geboren. Und nach vier Stunden bin ich mit meinem Sohn nach Hause gefahren. Im Nachhinein kann ich sagen, dass dies für mich die schönste Geburt war.

Rose #5

Die Schwangerschaft mit meinem zweiten Kind verlief ähnlich. Doch zum Glück habe ich diesmal eine gute Pränataldiagnostik gefunden. Mein Arzt meinte dann einfach ich bekomme genetisch bedingt kleinere Kinder.
Also war die zweite Schwangerschaft relativ entspannt. Kaum Beschwerden. Ein Traum.
Am Abend als die Wehen losgingen habe ich noch mein älteres Kind zum einschlafen gestillt und bin im Anschluss mit meinem Mann und mäßig starken Wehen ins Krankenhaus gefahren. Dort angekommen ging es dann weiter. Bei diesem Mal wurde mir nach ein paar Stunden die Fruchtblase erneut gesprengt. Jedoch von meiner Hebamme. Ich hatte riesige Angst, da ich mich noch an die Schmerzen von dem letzten Mal gut erinnern konnte. Zu meiner Verwunderung tat es gar nicht weh. Heute weiß ich, dass der Arzt einfach nur grob gewesen ist. Dann ging es weiter... Wehen... Und der Muttermund hat sich nur sehr langsam geöffnet... Bei sechs Zentimetern kam dann eine Ärztin rein und beäugte mein CTG recht kritisch. Sie beriet sich mit meiner Hebamme und kam zu dem Entschluss, dass mein Muttermund sich nicht schnell genug öffnen und mein Kind das nicht länger verkraften würde. Also wurde ich zu einer Not-Sectio gedrängt. Mal wieder mit den Worten: "Ihr Kind wird sonst wahrscheinlich sterben." Meine Wehen wurden bei der Vorbereitung für die Sectio immer stärker und ich spürte, dass es losgeht. Mir wurden damals drei mal wehensenkende Mittel gespritzt. Ohne Wirkung. Auf dem OP Tisch - festgeschnallt - hatte ich dann heftige Presswehen. Ich flehte man möge mich bitte pressen lassen oder endlich narkotisieren. Jedoch ohne Erfolg. "Der Arzt ist noch nicht da. Sie dürfen nicht pressen." Meine Hebamme: "Darf ich sie bitte nochmal untersuchen. Wenn der Muttermund offen ist kann sie auch noch normal gebären." "Nein, es ist schon alles vorbereitet." "Der Ehemann ist egal." Das letzte woran ich mich erinnere ist, dass ich geschrien und gepresst habe. Die Anästhesistin hat mir eine Maske auf den Mund gedrückt und ich dachte ich ersticke. Ich habe dadurch keinerlei Luft bekommen. Meine Hebamme hat mich traurig angeschaut und mir die Hand gehalten. Sie konnte mir nicht mehr helfen. Ich hatte schließlich unterschrieben...
Der Arzt, welcher mich aufgeschnitten hat war wieder der gleiche wie bei meinem ersten Kind.
Noch heute macht es mich unendlich traurig, dass es so gekommen ist.

Rose #6

Meine dritte Schwangerschaft war erneut ein Traum. Doch als ich in der 40. SSW wieder beim Arzt war hieß es ich soll ins Krankenhaus und eine Zweitmeinung einholen was die Größe angeht. Das Kind sei nicht genug gewachsen.
Am ET im Krankenhaus angekommen...
Hat mich natürlich DER Arzt untersucht.
Ich ging von einer ganz normalen VU aus.
Es tat so unglaublich weh und ich habe geschrien... Als danach seine Kollegin in den Raum kam sagte er nur trocken: "Ich habe den MM händisch ein bis zwei Zentimeter geöffnet. Wir leiten jetzt ein."
Ich: alleine (durch Corona), schmerzerfüllt und komplett eingeschüchtert habe alles gemacht, was dieser Arzt verlangt hat. COVID19 Test. Zugang legen lassen. Einlauf. Wehentropf...
Dass die letzte Geburt ein KS war, war egal.
Dann lag ich da im Kreissaal...
Mit Wehen und starken Bauchschmerzen (Magen-Darm).
Die Hebamme im Krankenhaus motzte mich jedesmal an, wenn ich aufs Klo musste.
Ich flehte sie mehrmals an aufstehen zu dürfen, da ich die Wehen im liegen kaum veratmen konnte. "Sie haben noch gar keine RICHTIGEN Wehen. Es werden keine aufgezeichnet." "Sie dürfen nicht stehen, sonst kann das CTG die "WEHEN" nicht richtig lesen." "Ihr Mann darf erst kommen, wenn sie regelmäßig RICHTIGE Wehen haben."
Ich habe nur noch geweint und war innerlich so hilflos. Der Schichtwechsel hat mich letztendlich gerettet. Die neue Hebamme hat mich aufstehen lassen. Und direkt wurden auf dem CTG die Wehen angezeigt, welche ich schon die letzten Stunden hatte. Daraufhin meinte diese tolle Hebamme zu mir ich kann auf die Station gehen und wir schauen erstmal ob es auch ohne Tropf weitergehen würde.
Sobald ich mich zur Station aufmachen wollte spürte ich plötzlich einen mir unbekannten starken Schmerz bei der alten Naht.
Ich ging sofort zur Hebamme und berichtete ihr davon. Diese holte DEN Arzt, welcher mich erneut so grob untersuchte, dass mir die Tränen kamen. "Das ist nichts." "Ganz normale Wehen." " Sie übertreiben."
Nachdem er gegangen war brach ich in Tränen aus. Ich wusste, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Hebamme merkte was in mir vorging und nahm mein Gefühl durchaus ernst. Sie konsultierte zu meinem großen Glück einen anderen Oberarzt, welcher mich erneut untersuchte. "Ihr MM hat sich komplett nach hinten verzogen." "Ich bin ehrlich zu Ihnen. Entweder wir machen jetzt weiter und es wird sehr wahrscheinlich zu einem Notkaiserschnitt kommen bei dem es für Sie und Ihr Kind um Leben und Tod geht, oder wir bereiten Sie jetzt in aller Ruhe vor, Sie holen ihren Mann her und bringen ihr Kind sicher zur Welt."
Ich wollte im Vorfeld auf keinen Fall nochmal einen KS. Jedoch war ich in diesem Moment so erleichtert. Ich fühlte mich endlich in sicheren Händen. Im großen und ganzen nehmen sich Geburt zwei und drei nicht viel voneinander weg. Ich habe bei keiner der beiden Sectios den ersten Schrei meines Kindes gehört. Und auch so habe ich heute noch starke Schmerzen am Bauch.
Meine Ärztin meinte meine Hautnerven sind falsch verwachsen. Aber meine Kinder sind allesamt gesund... Darüber bin ich sehr froh.
Dennoch ist jeder Geburtstag auch ein Horrortag für mich, weil jedesmal aufs Neue alles hoch kommt. Meine Befürchtung ist, dass sich das nie ändern wird...

 
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