Rose #29/2022


Es begann an einem Freitag: Ich hatte noch einen Termin bei meiner Frauenärztin bevor es ins Wochenende ging. Bei der Frauenärztin äußerte ich meine Beschwerden... gerade weil ich am Tag vorher mit einer Migräne flach lag. Sie empfahl mir ins Krankenhaus zu gehen um eine Schwangerschaftsvergiftung auszuschließen. Dort wurden Untersuchungen und ein Ultraschall gemacht. Er wies daraufhin, dass das Fruchtwasser im unteren Normbereich liegen würde, was aber erstmal nicht schlimm sei und ich mir keine Sorgen machen müsse.


Samstag: Die Entwarnung war da. Keine Schwangerschaftsvergiftung und nach dem Abschlussgespräch mit der Oberärztin könnte ich nach Hause gehen.
Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch sehr zufrieden. Die Hebammen und die Schwestern waren sehr lieb gewesen und auch die Ärzte hatten bis zu dem Zeitpunkt einen professionellen Eindruck gemacht. Dann kam das Abschlussgespräch. Die Dame hatte schon eine komische Aura an sich und irgendwas war anders, als bei den anderen Ärzten,welche ich bis dahin kennen gelernt hatte. Es wurde halt das gesagt was ich schon wusste und bevor sie mich entlässt müsse sie sich selbst noch ein Bild vom Kind machen. Ok, dachte ich... Ist zwar alles ok, aber wenn sie meint. Die Oberärztin machte dann den Ultraschall und meinte dann nur zu mir, mit der Entlassung wird nichts, man müsse sofort einleiten... BITTE WAS???!!! Ich verstand die Welt nicht mehr... Da ist zu wenig Fruchwasser vorhanden, man müsse sofort einleiten (die Werte in der Patientenakte waren vollkommen ok und es bestand keine Indikation für eine Einleitung). Ich hatte ihr gesagt, dass der Arzt gestern das anders gesehen hat und das ich nicht eingeleitet werden möchte. Ihrer Meinung nach sei zu wenig Fruchtwasser vorhanden es müsse eingeleitet werden. Ich dann nur so: Moment? Es ist zu wenig Fruchwasser vorhanden oder es ist ihrer Meinung nach zu wenig Fruchtwasser vorhanden? Sie daraufhin, dass ich im KH bleiben muss und ich würde gleich eingeleitet werden, dass hat sie jetzt so beschlossen und ich würde das Krankenhaus nicht mehr schwanger verlassen... Ich krätschte dann dazwischen, dass ich das nicht will und das ich das erstmal mit meinem Partner besprechen wollte und das ich vernünftig aufgeklärt werden will. Sie meinte dann nur, dass ich muss, da sonst mein Sohn im schlimmsten Fall sterben könnte und dass sie der Hebammen Bescheid gäbe und ich so lange im anderen Behandlungsraum warten soll...
Nun stand ich mitten im anderen Behandlungsraum und realisierte so langsam was da gerade passiert ist... Ich habe keine andere Wahl? dem Kleinen gehts doch gut, ich merke es doch deutlich... oder liege ich so falsch mit meinem Gefühl? Fragen über Fragen überkamen mich und ich sackte weinend auf einen der Stühle zusammen. Ich wusste absolut nicht was ich tun sollte... Irgendwann holte mich die Hebamme ab und brachte mich in ein Kreißsaal. Dort kam dann irgendwann eine Assistenzärztin mit einem Schälchen mit irgendwas drinne und meinte, sie soll jetzt ein Zäpfchen für die Einleitung setzen. Sie verwies dann nur auf die Oberärztin. Halt Anweisung von oben. Ich weigerte mich und machte ihr klar, dasss hier nicht eher eingeleitet wird bis mein Partner da ist und wir gemeinsam darüber aufgeklärt wurden.
Mein Freund und ich wurden spät nachmittags "aufgeklärt". Wie die Medikamente wirken und dass das ja alles erpropt sei und sicher ist u.s.w.. Über eventuellen Risiken und Nebenwirkungen wurden wir natürlich nicht aufgeklärt, es würde schlichtweg keine geben und das stubst halt nur das an was der Körper eh tun würde und trotz eines komischen Bauchgefühls stimmte ich der Einleitung, aus Angst um meinen Sohn, zu.
Abends wurde dann das Zäpfchen gelegt. Spät abends fingen dann die Schmerzen an und eine Krankenschwester war so lieb und entfernte mir den Zugang, da er schmerzte und schon rot wurde. Danach meldetete sich eine Stimme. Sie warnte mich sehr betonend vor diesen Weg und dass alles doch ok wäre. Ich ignorierte diese Stimme, da ich immer noch Angst um das Leben meines Sohnes hatte, da regelmäßig betont wurde wie wichtig die Einleitung sei, da mein Sohn in Gefahr sei.


Sonntag: Morgens nach dem Frühstücken sollte ich in den Kreißsaal ans CTG. Es war jetzt die 2. Nacht wo ich kaum geschlafen habe. Die Schmerzen wurden sehr unangenehm und die Hoffnung, dass es bald losgehen wird, wurde immer größer. CTG war leider unauffällig und so hieß es warten.
Gegen Abend sollte ich nochmal ans CTG und das Zäpfchen entfernt werden. Dieses wurde erst nicht gefunden, tauchte dann aber nach viel in mir rumwühlen schließlich wieder auf. wenn es die Nacht nicht los gehen sollte, wollte man das Gel legen.

Montag: Nach der dritten Nacht mit kaum Schlaf wurde ich nach dem Frühstück wieder ans CTG geschlossen. Es war komplett unauffällig. Danach wurde ich vaginal untersucht. Alles noch komplett unreif. Dann wurde das Gel gelegt und nun hieß es warten. Der Ärztin fiel dann noch der nicht vorhandene Zugang auf. Ich wollte keinen mehr einfach so gelegt bekommen. Das war der Guten aber egal und ich muss bei der Einleitung einen Zugang haben. Mit diesen Worten legte sie mir dann den zweiten Zugang. Der Tag war recht ereignislos. Am Schlimmsten war die Zeit, wo keine da war. Das Warten fing an mich langsam zu zermürben. Ich sah die ganzen Mütter mit ihren frisch geschlüpften Babys und bei mir setzten so langsam die Schmerzen wieder ein, welche im Verlauf des Tages immer schlimmer wurden. Es war Abend und nun fingen die Schmerzen erst richtig an. Es waren keine typischen Wehenschmerzen, wie ich mir die vorgestellt habe. Diese Schmerzen zogen richtig schön in den Rücken und die zweite Portion Gel welche ich noch bekam, machte es nicht wirklich besser. Im Gegenteil, die Schmerzen wurden richtig intensiv, aber waren noch nicht wellenartig. Teilweise musste ich diese auch verathmen. Ich ging dann in den Kreißsaal um Bescheid zu geben, weil die Schmerzen nun richtig schlimm wurden. Ich kam dann an CTG und die Ernüchterung. Keine Wehen. Ich beschrieb ihr die Schmerzen und das diese in den Rücken zogen. Die Hebamme zuckte mit den Schultern und meinte nur ich hätte keine Wehen, ansonsten würde es ja aufgezeichnet werden. Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich spürte die doch. Sie fühlten sich zwar falsch an, aber sie waren doch da. Ich war an dem Abend echt bedient. Mein Freund kam dann mal für ne Stunde vorbei und wir gingen nach draußen. Ich brauchte das einfach mal. Mir ging es einfach hundeelend. Ich hatte absolut kein Bock mehr, meine Nerven lagen blank. Ich konnte einfach nicht mehr. Die ersten Gedanken an einem Kaiserschnitt machten sich breit. Ich wollte das alles einfach nicht mehr. Ich wollte doch einfach nur eine tolle Geburt erleben, stattdessen war ich in meiner eigenen Hölle gefangen. Niedergeschlagen ging ich ins Zimmer. Ich wollte einfach nur schlafen. Mir tat alles weh, ich konnte vor Schmerzen nicht mehr urinieren, fühlte mich so alleine, ich war komplett übermüdet und überfordert. Ich war einfach nur fertig. Die Schmerzen machten das Schlafen nicht möglich. Den ein oder anderen Schmerzanstieg musste ich verathmen. So ging ich erneut zum Kreißsaal und zum Glück bemerkte mich eine andere Hebamme. Sie schaute mich an und sagte zu mir, dass ich endlich so aussah, als ob ich Wehen hätte. Also, wieder ab ans CTG und wieder die Ernüchterung... keine Wehen. Ganz selten war mal eine kleine Welle zu sehen. Ich beschrieb auch ihr meine Schmerzen. Sie beruhigte mich. Das was ich habe sind Rückenwehen, da ist es kein Wunder, dass das CTG nichts anzeigte. Endlich jemand der mir glaubte. Sie gab mir was leichtes gegen die Schmerzen und ich sollte dann so gut es ging schlafen. Leider war mir der Schlaf auch diese Nacht nicht vergönnt.


Dienstag: Am nächsten Tag wurde morgens noch eine Portion Gel aufgetragen. Mittlerweile konnte ich vor Schmerzen im Vaginalbereich noch schlechter urinieren und an laufen war gar nicht zu denken. Die Vaginaluntersuchung tat einfach nur weh und der Befund war immer noch komplett unreif. Auf meine Bitte hin demnächst die vaginalen Untersuchungen zu unterlassen, wurde die mit einem das muss so abgewunken und man kam auf die Idee mir nachmittgs einen Ballonkatheter zu legen. Er erklärte mir wie diese Methode funktioniert und wie dieser gelegt wird u.s.w.. Wäre auch kaum schmerzhaft und er würde das mindestens 2 bis 3 Mal die Woche machen. Ich war dann auch so blöd und willigte ein. Ich saß dann nachmittags auf den Gynstuhl und der Oberarzt zeigte mir nochmal alles bevor es los ging. Anfangs merkte ich nur, dass es durch die Geräte kalt wurde und es schmerzte alles durch die vorherigen Untersuchungen und Einleitungsversuche, aber es war aushaltbar und dann fing es an. Schmerzen, die ich absolut nicht kannte. Ich hatte in meinem Leben noch nie so Schmerzen. Ich verkrampfte und der Oberarzt hatte Probleme den Katheter vernünftig zu legen. Er probierte, machte und tat. Ich dachte in dem Moment ich würde sterben. Ich hatte Angst um mein Leben und um das von meinem Sohn. Ich war wie gelähmt und bekam nur mit, als der Katheter endlich saß, dass er nicht richtig saß und nochmal neu gelegt werden musste. Ich war so in Starre versetzt und realisierte gar nichts mehr. Anstatt abzubrechen, wurde mit Biegen und Brechen versucht den Katherer in mich rein zu prügeln und ich... ich war vor Todesangst so gelähmt und verkrampft und ich wollte es abbrechen flehte innerlich nach einem Kaiserschnitt, aber ich brachte keinen Ton raus. Es war, als ob mir jemand den Hals zugeschnürt hätte. Nachdem der Arzt fertig war sagte er nur voll von sich überzeugt, dass er solch eine Reaktion von anderen Patientinnen nicht kennen würde und ich mir aber keine Sorgen machen müsste, da der Stress ja auch gut für den Kleinen wäre, da er ja unter einer normalen Geburt ja auch Stress ausgesetzt wäre. Ich fragte ihn noch(wie ich das in meinem Schockzzustand fragen konnte, ist mir bis heute ein Rätsel) was wäre, wenn es nicht klappt. Er daraufhin: Dann könnte man noch eine Tablette nutzen, aber die ist nicht ganz ohne Risiko, man müsse dann auch etwas unterschreiben und man sollte sich das gut überlegen, ob man das wirklich möchte. Ich verneinte dies direkt und dann war ich auch schon entlassen und konne in mein Zimmer gehen. Kaum war ich raus musste ich mich erstmal fangen. Was zur Hölle war da gerade geschehen? Ich fühlte mich auf einmal so mega dreckig und widerlich. Es fühlte sich alles so falsch und unglaubwürdig an.
Abends kam dann meine Mutter vorbei und wir waren im CTG Raum. Wir unterhielten uns eine Runde mit einer Hebamme. Ich weiß nicht mehr genau wie wir auf das Thema kamen, aber ich werde diesen einen Satz von dieser Hebamme niemals vergessen. Frau XXX, ich verstehe eh nicht, warum sie so früh eingeleitet worden sind. Bei Ihnen ist mit dem Fruchtwasser doch alles ok gewesen. In dem Moment wurde mir der Boden unter den Füßen weggerissen. Hat diese Hebamme das wirklich gerade gesagt? Meine Mutter und ich schauten uns komplett geschockt an. Ich schaute die Hebamme an und bekam nur ein Wie bitte? raus. Die Hebamme realisierte in dem Moment, was sie da gerade ausgesprochen hatte und verließ, mit den Worten ich soll das bitte mit der Frau XXX besprechen, den Raum. Ich fragte meine Mutter, ob ich mich da gerade verhört habe. Sie verneinte dies und ich wollte das ganze einfach nicht glauben. Ich habe dann natürlich eine Szene im Krankenhaus geschoben und wollte alles abbrechen. Da kam dann eine Assistenzärztin und bot an sich das nochmal anzuschauen. Warum ich mich nicht selbst entlassen habe war die Tatsache, dass mir gesagt wurde, dass ich jetzt wegen der Einleitung bleiben muss und dass wirklich zu wenig Fruchtwasser vorhanden war. Klar, natürlich fällt eine Assistenzärztin der Oberärztin nicht in den Rücken. Jedoch wurde mir auch da wieder Angst bzgl. meines ungeborenen Sohnes gemacht und ich knickte wieder ein.


Mittwoch: nachmittags wurde der Kathether gezogen und erneut ein Zugang gelegt, da der alte Zugang kaputt war. Ich habe mich zu dem Zeitpunkt komplett verweigert, da ich von dem Studenten komplett zerstochen worden bin. Nur durch eine einfühlsame Hebamme kriegte man mich dazu einen weiteren Zugang von einem Assistenzarztes zuzustimmen. Immer wieder musste ich mir anhören ich habe keine Wehen, da muss ich durch weil mein Sohn in Gefahr sei. Abends löste sich der Schleimpfropf und ich bekam einen Einlauf. Da ich das Gefühl hatte Fruchtwasser zu verlieren wurde ein PH Test gemacht und dieser war angeblich negativ (diese und einige andere Untersuchungen, Medikamentengaben sogar ganze Nächte wo ich im Kreißsaal war, werden nirgendwo in der Patientenakte erwähnt).

Donnerstag: An dem Tag hatte eine sehr freundliche Oberarztin Dienst. Sie setzte sich dafür ein, dass wir eine Einleitungspause am Wochenende machen um zu sehen ob sich etwas tut wenn sich die ganze Situation entspannt hatte. Sie war nach all der Gewalt und schlechten Erfahrungen eine wahre Wohltat. Sie war bei den Untersuchungen sehr vorsichtig und sie fragte mich echt ob sie mich untersuchen dürfte. Diese Frage habe ich vorher von keinem der Ärzte gehört. Der Muttermund hatte sich endlich etwas geöffnet und sie schlug eine Eipolablösung vor. Ich willigte ein. Ich wehte an den Tag immer mal wieder etwas, aber auf den CTG´s war nichts zu sehen Und auch am Muttermund tat sich nichts.

Freitag: An den Tag hatte wieder die Oberärztin Dienst, die mich am Anfang zu der Einleitung gedrängt hatte. Sie flippte wegen der Pause total aus und meinte dass Kind sei in Gefahr es müsse sofort wieder eingeleitet werden. Sie untersuchte mich sehr schmerzvoll und nahm keine Rücksicht. Als sie fertig war kam nur ein, dass es alles nichts nützt und dass jetzt halt die Tabletten gegeben wird. Ich war so schockiert von ihrem Vorhaben und wusste auch welches Medikament sie meinte. Ich verweigerte die Einnahme und wollte entlassen werden um mir eine zweite Meinung einzuholen. Sie war beleidigt und meinte nur total entsetzt, dass ich mit meinem Verhalten meinen Sohn umbringe und es muss jetzt sofort mit der Einleitung weitergemacht werden sonst stirbt mir der Junge im Bauch. Sie würde aber der Chefärztin Bescheid geben sie soll mal drüber schauen.
Ich bin mir nicht sicher was mich nach der Untersuchung bei der Chefärztin mehr schockiert hat. Die Tatsache dass sie versucht ihre Ärzte zu schützen oder dass sie scheinbar keine Ahnung hat was im Kreißsaal so abgeht. So Medikamente würden sie in dem Krankenhaus nicht zur Einleitung nutzen, es wird immer über alles genaustens aufgeklärt, es wird niemand zu irgendwas gezwungen und wenn es bis morgen nicht richtig losgeht, hätte ich die Wahl zwischen Kaiserschnitt oder es würde nochmal mit Gel weiter eingeleitet werden. es müsste auf jeden Fall etwas geschehen, da auch die Entzündungswerte anfangen zu steigen.

Samstag und Sonntag: Gabe Gel und Zäpchen. Die Tage waren ähnlich wie die Tage davor und ich fühlte mich gefangen. Ich kam überhaupt nicht aus dem Scheiß raus und ein Kaiserschnitt wurde immer wahrscheinlicher. Es tat sich einfach nichts und selbst als ich abends in mich ging und versucht hatte Kontakt zu meinem Sohn aufzunehmen fand ich keinen Ausweg. Vor meinem inneren Auge tauchte ein kleiner Junge auf der mir verweint sagte, dass er noch nicht bereit sei für die Welt da draußen. Mich überkam ein so schlechtes Gefühl und ich fragte mich Sonntag Abend was tue ich da eigentlich meinem Jungen an?

Montag: Ich war fertig mit der Welt. war wie ein Zombie, fühlte mich leer, hilflos und einfach nicht mehr wie ich. Die Gewalt, der Schlafmangel, die Einsamkeit, der Schmerz und der Druck dass es einfach nicht losgehen wollte, hinterliesen ihre Spuren. dann kam noch die Familie mit ihrer Fragerei hinzu und immer wieder zu sehen wer ohne Baby kam und glücklich mit Baby ging, war Folter für mich. Trotzdem stimmte ich, warum auch immer ich verstehe es bis heute einfach nicht, einen letzten Einleitungsversuch mit Wehentropf zu. Wir haben bis abends gewartet damit mein Freund dabei sein konnte und dann ging es los. nach einer Zeit wurde das CTG pathologisch und die Einleitung wurde abgebrochen (aus der Patientenakte geht hervor, dass der Wehemtropf von Anfang an viel zu hoch eingestellt war). Es folgte daraufhin die Vorbereitung für einen KS. Das war für mich wie in einem schlechten Film und fühlte mich nicht mehr wirklich anwesend. Ich wurde kurz aufgeklärt musste Sachen unterschreiben, wurde umgezogen und wir fuhren in den OP. Dort wurde dann die Betäubung gelegt und ich wurde an den OP Tisch festgebunden. dann ging es auch schon los.

Dienstag: 00.23 Uhr Endlich war er da, aber an den ersten Schrei, den es aber gab, erinnere ich mich nicht. Ich wusste nicht was ich fühlen sollte. Jemand kam mit meinem Sohn aufm Arm zu mir. ich wollte ihn bei mir haben ihn sehen, riechen, einfach wissen dass er da ist und dass die Hölle endlich vorbei ist. Stattdessen sollte ich ihn nur einen kurzen Kuss geben, dann verschwand die Person mit ihm auch schon irgendwo hin und das gab mir den Rest. Ich habe so am Körper gezittert, dass die Ärztin mich nicht richtig zunähen konnte und sie dem Anästhesist sagte er soll mir was spritzen. von meinem Freund der mit im OP war weiß ich , dass sich die Werte auf den Geräten nach der Medikamentengabe stabilisierten. Was es jedoch war weiß keiner, da die Gabe von dem Medikament nicht in der Patientenakte dokomentiert worden ist. Es fühlte sich an ob ich zwar noch irgendwie anwesend war, aber nichts mehr fühlte und neben mir stand. Meine Emotionen und Gefühle waren wie tot. In der Zeit wo ich zusammengenäht worden bin, durfte mein Freund und mein Sohn im Kreißsaal schonmal etwas bonden. Als ich dann im Kreißsaal war legte man mir ihn auf die Brust. Ich habe nichts gefühlt. Noch nicht mal dieses Liebe-auf-den-ersten-Blick Gefühl was so viele Mütter darüber beschreiben. Ich weiß noch, dass ich ein Baby auf der Brust liegen hatte, was meine Brust suchte und mir die Hebamme geholfen hatte weil ich einfach nichts mehr realisiert habe. Ich glaube mir hätte man ein komplett anderes Baby auf die Brust legen können. Ich hätte es nicht gerafft weil es mir in dem Moment einfach egal war. Irgendwann sind wir ins Zimmer gefahren worden. Erst schliefen wir etwas. Als ich wieder etwas klarer war, merkte ich nur, dass mein Sohn anders war. Irgendwas sagte mir, dass wir beide diese Hölle nicht ohne Schaden überstanden haben. Im Laufe des Tages sollte ich dann auch noch aufstehen, was ich vom Kreislauf her nicht wirklich konnte. Es kam dann auch die Chefärztin ins Zimmer und wollte schauen wie es uns geht. Sie setzte natürlich noch nach, dass es ja so dringend war, da ja fast kein Fruchtwasser mehr da war und so wie es lief ja so auch sein musste und von Seiten der Ärzte alles gegeben worden ist und dass es einfach nicht sein sollte mit der natürlichen Geburt.

Mittwoch: nach einer schreierfüllten und tränenreichen Nacht habe ich mich im Bad versucht frisch zu machen und bin wegen dem Kreislauf fast zusammengebrochen. Mittags kam dann ein Arzt rein und meinte ich könnte an dem Tag entlassen werden. Meine Mutter machte einen rießen Aufstand und so durfte ich dann noch gnädiger Weise eine weitere Nacht dort bleiben.

Donnerstag: Tag der Entlassung und der erste Besuch meiner Nachsorgehebamme, welche ich Tage vorher mit Glück noch gefunden habe und ich ihr heute noch so dankbar bin, dass sie mich betreut hatte. Ich war so froh dass ich wieder Zuhause war.
Immer wieder durfte ich mir anhören, dass ich doch froh sein kann, dass mein Sohn und ich gesund sind und ich sollte dankbar sein, dass alles gut gegangen ist.
Nein, wir sind beide nicht gesund aus der Sache rausgekommen und nein, ich bin nicht dankbar dafür, dass man uns sowas angetan hat bis nichts mehr ging und die sich dann als die Retter in weiß dahingestellt haben und sich feiern lassen wollten.
Wofür ich aber dankbar bin ist, dass ich trotz was wir erlebt haben einen so tollen Sohn habe und ich wünsche mir, dass es irgendwann möglich sein wird dass werdenden Müttern so Erfahrungen erspart bleiben.

Danach: Von vielen Seiten durfe ich mir anhören, dass ich doch froh sein soll, weil mein Sohn und ich gesund sind und ich solle dankbar sein, dass alles gut gegangen ist.
Nein, wir beide haben das nicht gesund überstanden.
Nein, ich bin nicht dankbar für das was man uns angetan hat.
Nein, ich bin nicht dankbar das wir gequält wurden bis nichts mehr ging.
Nein, die Ärzte die uns behandelt haben waren keine Retter in weiß, welche sich für ihre Taten feiern lassen sollten.
Ich bin dankbar dafür, dass wir trotz all dieser negativen Erlebnisse einen wunderbaren Sohn haben.


Ich wünsche allen werdenden Müttern eine wunderbare Geburt und hoffe, dass es bald eine Zeit gibt in der junge Mütter vor solchen Erfahrungen bewahrt werden.


Danke das ihr meinen Bericht bis zum Ende gelesen habt. Ich wünsche euch allen alles Gute.

 
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