Rose #26/2022
Zur Geburt meines Sohnes fühlte ich mich bereit. Hatte vollstes Vertrauen in mich und meinen Körper. Leider hatte sich das Blatt dann zügig gewendet.
Ich hatte eine Beleghebamme. Daher kannte ich sie durch Voruntersuchungen bereits. Eine eins zu eins Betreuung: super!
Anfangs war es noch recht entspannt als ich morgens ins Krankenhaus kam. Doch schon bei der ersten vaginalen Untersuchung fühlte ich mich nicht mehr wohl. Mit Wehen auf eine Liege klettern über der ein Schrank hing. Obwohl ich groß bin war das echt schwer und schmerzhaft. Warum ich untersucht wurde, weiß ich nicht. Und das obwohl mir die Hebamme immer gesagt hatte, dass sie von all den Untersuchungen nichts hält…
Als ich in die Wanne ging erzählte sie einer Kollegin die reinkam, dass das Kind bis um 15 Uhr da ist. Ich verspürte Druck und zeitstress.
In der Wanne ging es mir gut aber der Muttermund öffnete sich nicht schnell genug. Ich wurde noch zwei weitere Male vaginal untersucht. Als dann die Hebamme meine Erfahrungen zu alten sexuellen übergriffigkeiten ansprach, kippte die Situation. Sie machte mir klar, dass ich das Kind so nicht auf die Welt bringen kann weil ich zu sehr verkrampfe und getriggert bin. Ich weinte nur noch vor Traurigkeit weil ich versagt hatte. Die Hebamme setzte mir ein Ultimatum bis wann der Muttermund weiter auf sein muss. Ansonsten müsse man Schmerzmittel geben.
Natürlich tat sich nichts und ich wusste eine PDA kommt auf mich zu. Ab jetzt weinte ich nur noch. Ich hatte für mich versagt. Vor dem Anästhesisten bekam ich Angst - dank der zuvor getriggerten Situation. Ich weiß nicht mehr wie viel Oxytocin ich dann bekam. Laut Geburtsbericht wurde die Dosis gesteigert obwohl die Wehen alle drei Minuten kamen. Leider wirkte die PDA nur einseitig. Immer wieder wurden neue Zugänge gelegt um mir Schmerzmittel geben zu können. Nachdem ich Stunden schon schrie, meinte ein anderer Anästhesist, dass ich mich nicht so anstellen solle. Das sei schließlich eine Geburt. Danke für nichts kann ich da nur sagen.
Wie ein Käfer hilflos ausgeliefert presste ich also gut drei Stunden um mein Kind auf die Welt zu bringen. Gefühlt fragte ich eine Millionen mal ob ich das gut mache. Eine Antwort bekam ich nie. Nur meinem Mann glaubte ich, als er sagte er sehe das Köpfchen.
Als man gegen Ende vermeintlich die Herztöne nicht mehr messen konnte meinte die Hebamme dass die Ärztin mir jetzt hilft. Ich stand so neben mir dass ich nicht wusste wie mir geschieht. Schon stand sie auf einem hocker neben mir und presste mit aller Gewalt den Kopf raus. Ich dachte ich werde ohnmächtig. Der Rest der Geburt war im Vergleich ein Spaziergang.
Liebe für mein Kind verspürte ich Wochen lang nicht. Ich konnte nicht glauben was mir da passiert war.